Anne Finch war das jüngste von elf Geschwistern von Sir Henry (Heneage) Finch, einem Abgeordneten des House of Commons und seiner Ehefrau Elizabeth Cradock Benet. Dank des Vermögens ihrer Familie mußte Anne nicht arbeiten, sondern konnte ihre Kindheit in einer großen Londoner Stadtvilla samt Garten (Kensington House) verbringen. Neben der üblichen Erziehung, die den Frauen ihrer Zeit gewährt wurde, lernte sie Hebräisch, Altgriechisch und Latein.
Französisch, Astronomie, Euklidische Geometrie und Mathematik soll sie sich anhand des Bücherstudiums selbst beigebracht haben. Schon frühzeitig entwickelte sie eine Passion für philosophische Lektüre, die sie ihr Leben lang begleitete. Zu den von ihr bevorzugten Autoren zählten Plato, Plotinius, Philo Judaeus und besonders die "Kabbala Denudata". Ebenso wurden von ihr mystische und theosophische Schriften geschätzt.
Lady Anne Conway ist eine der ersten Kritikerinnen des cartesianischen Dualismus. Im Gegensatz zu Renè Descartes Vorstellung von einer in geistige und körperlichen Substanzen fundamental getrennten Welt vertritt sie entschieden eine monistische Auffassung:
Geist und Materie sind vom Wesen her gleich, sie gehören untrennbar zusammen. Der Körper ist verdichteter Geist und der Geist flatterhafter Körper. Manche Lebewesen streben mehr zum Dinglichen, manche Dinglichkeiten mehr zum Lebendigen, wie auch niedrige Lebewesen zu höheren Lebewesen streben und manche Dinglichkeiten zu noch niedrigeren Seinszuständen.
Gegensätze sind nicht grundsätzlicher Art sondern nur Ausdruck momentaner Erscheinung. Grundsätzlich ist die Schöpfung harmonisch angelegt.
Etlichen Einfluss auf ihr Denken hat Van Helmont, der sie mit dem Mystizismus bekannt machte. Im 17. Jahrhundert sind ihr Werk und ihre Ansichten bekannt.
Conways engster Freund war jedoch Henry More, mit dem sie ab 1650 eine Korrespondenz vornehmlich theologischer Fragen unterhielt. Diese zog sich über fast dreißig Jahre hin. More führte seine Schülerin in die Scholastik ein und beide lasen kritisch die Texte der neuesten Autoren, wie etwa Descartes, Spinoza oder Hobbes. Ebenso wurden die Erkenntnisse und Diskurse der Platonischen Schule zu Cambridge verfolgt, die More wesentlich mitbestimmte und von der Akademie zu Florenz nach England brachte. Bis zu ihrer Hinwendung zum Quäkertum arbeitete Conway seit 1671 an ihrem Hauptwerk
"The Principles of the Most Ancient and Modern Philosophy"
(die Grundsätze der meisten antiken und modernen Philosophie).
Ihre Prinzipien der ältesten und modernen Philosophie werden lange Zeit fälschlicherweise Van Helmont zugeschrieben, der sie nach ihrem Tod ins lateinische übersetzte und herausgab.
Anne Conway präsentiert ihr System als Antwort auf die herrschenden Philosophien ihrer Zeit. Mehrere Kapitel ihrer Abhandlung sind einer Widerlegung des Dualismus von Henry More, und Descartes gewidmet. (Sie hat jedoch ihre Bewunderung für Descartes Physik zum Ausdruck gebracht). Auch wendet sie sich gegen Hobbes und Spinoza, denn sie wiederlegt den Pantheismus, der Gott und erstellte Substanz verwechselt.
Der deutsche Philosoph G.W. Leibnitz erhält viele Anregungen von ihrer Philosophie und übernimmt den von ihr neu geschöpften Begriff der „Monade“, mit dem er zu seinem zentralem Konzept der “Monadologie” angeregt wurde und auch immer wieder auf die “Countess of Kennaway” als Quelle seiner Ideen verweist.
Die Natur war in Ihrer Theorie ein integraler materieller und spiritueller Organismus, zusammengesetzt aus “Monaden”. Unter Monaden verstand sie elementare, mit Lebenskraft ausgestattete Materie, die durch die kosmische Ordnung innerhalb einer komplexen Hierarchie verbunden ist, in der sich niedrigere Formen in Höhere entwickeln können.
Ihr Beitrag zum VITALISMUS wird in der Geschichte der Philosophie verschwiegen!
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