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SOPHIE

Lexikon der Philosophinnen

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Hrotsvit (Roswitha) von Gandersheim

Lebte:

0935 - 0973

Nationalität:

deutsch

Fachgebiet:

Religions- und Philosophiegeschichte

gilt als erste deutsche Dichterin

Roswitha_of_Gandersheim

Kupferstich aus Johann Georg Leuckfelds Antiquitates Gandersheimenses aus dem Jahre 1709

 

Hrotsvit war Kanonisse im Stift Gandersheim und verfügte über eine beachtliche Bildung, die auch die Kenntnis einiger antiker Klassiker wie Terenz, Horaz und Ovid einbezog. Sie las griechisch und latein. Ihre Werke zeugen auch von umfassenden Kenntnissen der Religions- und Philosophiegeschichte sowie der Politik. Auch die pythagoreische Lehre war ihr bekannt. In ihren Gedichten verwendete sie am häufigsten den leoninischen Hexameter.

Ihre Werke werden der „Ottonischen Renaissance“ zugerechnet.

Die wichtigste Handschrift ihrer Werke, die alle Texte außer den Primordia enthält, ist der Codex (Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 14485), eine von mehreren  Händen in Gandersheim Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts  geschriebene Handschrift. Sie wurde von dem Humanisten Conrad Celtis  1491/94 im Regensburger Kloster St. Emmeram entdeckt und der von  Albrecht Dürer illustrierten, 1501 in Nürnberg verlegten Erstausgabe der €žOpera Hrotsvvitea oder auch Gandeshemensis zugrundegelegt.

 

Hrotsvith überreicht Kaiser Otto I. ihr Werk Opera Hrotsvite, Holzschnitt Dürer 1501

 

 

 

 

 

 

Roswitha_von_Gandersheim 250

 

Hrotsvit hat ihr Werk selbst in drei Bücher eingeteilt:

Das „Legendenbuch“,

Das „Dramenbuch“,

Das dritte Buch umfasst zwei historische Schriften in leoninischen Hexametern:

die “Gesta Ottonis” (Gesta Oddonis),

und die „Primordia coenobii Gandeshemensis“,

 

Hrotsvit sieht die Frau nicht als dem Mann unterlegen, sondern sie triumphiert über ihn, weil sie ihm moralisch überlegen ist; die Frau ist für Hrotsvit Erlöserin und Trägerin des Heils.

Geprägt ist ihre Arbeit von einer großen Offenheit allen Themen berührend, die einer Kanonissin vielleicht nicht ohne weiteres zugetraut werden. Geschichte, Kampf und Böses, von anschaulichen erotischen Motiven ganz zu schweigen, von denen Roswitha selbst sagte: “€žFreilich ergriff mich oft Scheu vor meiner Arbeit, brennendes Rot übergoss mein Gesicht, denn ich musste im Geiste gestalten und mit dem Griffel festhalten verbuhlter Knaben abscheuliche Torheit und ihr unerquickliches Geschwätz, vor dem wir sonst die Ohren zuhalten....".
Nicht nur literaturhistorisch interessant ist es, dass in eine ihrer Schriften - in der Legende des Pelagius - erstmals ein Bündnis des Teufels mit einem Menschen beschrieben wird. Fausts Mephisto deutet sich hier also an.
Wie eine Vorwegnahme der Geschichte Bad Gandersheims scheint es, dass Roswitha sich in ihren Dramen willensstarken Frauenpersönlichkeiten widmet, wie sie bis ins 18. Jh. an diesem Ort zu finden sein werden. Auch sie hatte einen für eine Frau ihrer Zeit ungewöhnlichen Willen, nämlich ihre Erlebnisse, Geschichten, Legenden und Epen mitzuteilen. Roswitha verfasste alle ihre Werke in Latein, der Sprache der Bildung. Besonders ihre beiden historischen Epen sind noch heute eine wichtige Quelle der deutschen Geschichte der ottonischen Romanik.

Roswitha ist die erste deutsche Schriftstellerin und Intellektuelle, welche im Mittelalter lateinische Texte verfaßt hat. Somit erhält sie sowohl als Dichterin und Dramatikerin wie auch als Historikerin eine sehr große kulturelle Bedeutung.

 

Stiftskirche Bad-Gandersheim Glasfenster

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bad-Gandersheim-Stiftskirche

 

“Das menschliche Gefühl vermischt Sie

mit der Empfehlung für die Heiligen Tugenden

und macht sie zu einem einzigartigen Beispiel

für nachfolgende Epochen.”

 

 

Mittelalter Mosaik 5

 

Begriff:

Hexameter

Mystik

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