Anna interessierte sich sehr für die Naturwissenschaften und hatte außer dem Quadrivium (Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik) auch Medizin studiert. Sie schrieb auch ein Traktat über Gicht und leitete ein Krankenhaus in Konstantinopel. Anna studierte zudem Philosophie und war eine Anhängerin des christlichen Aristotelismus, der neuplatonische Züge trug.
So ging „eine bemerkenswerte Blüte des Aristotelismus von einem philosophischen Zirkel aus, den die vom politischen Leben ausgeschlossene Kaisertochter Anna Komnene unterhielt“.
Ca. 1123 widmete sich Anna nun, wie ihr Mann, der Geschichtsschreibung.
In ihrem Geschichtswerk, der nach 1137 und bis mindestens 1148 verfassten Alexiade (oder auch Alexias), schildert die hochgebildete Anna in 15 Büchern den Werdegang ihres Vaters Alexios, genauer gesagt die Jahre von 1069 bis 1118. Es stellt außerdem eine Ergänzung zum Werk ihres Mannes Nikephoros dar (Hyle Historias), der die Zeit von Romanus IV. Diogenes bis Nikephoros Botaniates beschrieben hatte, sein Werk aber wegen seiner Verwundung und Tod nicht fertigstellen konnte.
Anna selbst gibt an, eine Reihe von Ereignissen selbst miterlebt zu haben und auf die Darstellungen von Kriegsteilnehmern, die den Kaiser auf seinen Feldzügen begleitet hatten, gestützt zu haben. Sie hatte Zugang zu Archiven sowie zahlreichen Augenzeugen.
Anna zeichnete Porträts der wichtigsten Teilnehmer des ersten Kreuzzugs, wie etwa Bohemund I. von Tarent und Graf Raimund IV. von Toulouse.
Anna lebte in einer Zeit, in der von den Frauen vor allem erwartet wurde, in ihren Quartieren (genannt gyneceum) ruhig zu bleiben und die Teilnahme am Leben ausschließlich auf Familiensachen zu
konzentrieren. In der Öffentlichkeit bedeckten sie ihre Gesichter mit einem Schleier und es wurden ihnen nicht einmal erlaubt, an Prozessionen teilzunehmen. Doch in A. Komnenas Arbeit offenbart Sie sich auch als Frau, welcher die bemerkenswerte Lizenz gegeben wurde, zu schreiben, was sie dachte.
So ist Anna Komnenas Geschichtswerk ganz ihrer Bildung verpflichtet, stark an antike Vorbilder angelehnt, vor allem Thukydides und Polybios. In ihrem Werk finden sich aber auch Zitate von Homer, Herodot, Sophokles, Platon, Aristoteles, Johannes von Epiphaneia u.v.a.
Allgemein wird der Quellenwert des Werks, das auch literarisch anspruchsvoll gestaltet ist, in der modernen Forschung sehr hoch veranschlagt und ist damit ein wichtiges Korrektiv der lateinischen Quellen. Allerdings ist sie gegenüber den Teilnehmern des Kreuzzugs nicht immer objektiv.
Es stellt die umfangreichste und insgesamt auch zuverlässigste Quelle für die byzantinische Geschichte an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert dar.
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