Bereits als siebenjähriges Kind hatte Katharina ihre erste Vision:
Sie sah über dem Dach der Dominikanerkirche Jesus Christus sowie die Apostel Petrus, Paulus und Johannes.
Mit zwölf sollte sie verheiratet werden, weigerte sich jedoch, da sie die jungfräuliche Ehelosigkeit um Christi willen gelobt hatte. Mit sechzehn Jahren trat sie gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein. Sie widmete sich intensiv dem Gebet, der Pflege von Kranken und der Armenfürsorge.
Erst durch eine neuerliche Vision Christi trat sie aus ihrem zurückgezogenen Leben heraus. Sie äußerte sich neben kirchlichen Fragen auch zu politischen und gesellschaftlichen Belangen – für eine Frau in dieser Zeit äußerst ungewöhnlich und Aufsehen erregend.
Aus ihrem religiösen Verständnis heraus entfaltete sie auch eine politische Wirksamkeit. Sie hielt öffentliche Ansprachen und brachte dabei – wenn sie es gerade aufgrund ihrer Verbundenheit mit der Kirche für nötig hielt – auch scharfe Kritik an den kirchlich und politischen Verantwortlichen an. Bald verbreitete sich ihr Ruf in ganz Europa und Menschen aus allen Ländern fragten sie um Rat – darunter selbst der Papst, den sie ihrerseits nicht schonte, sondern ihn auch prophetisch zurechtwies. Auflehnung gegen die päpstliche Autorität war ihr jedoch fremd.
Am 1. April 1375 erfolgte vor einem Kreuz in Pisa ihre Stigmatisation: Auf wunderbare Weise sollen an ihrem Körper die Wundmale Jesu, die allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen waren, erschienen sein.
1376 reiste Katharina nach Avignon. Sie überzeugte Papst Gregor XI., nach Rom zurückzukehren. Ein Jahr später begann das große Schisma, wobei Katharina Papst Urban VI. unterstützte. Auf seinen Wunsch zog sie nach Rom. Von dort aus kämpfte sie für die Einheit der Kirche und für eine Friedenslösung im krisengeschüttelten Italien.
1461 wurde Katharina heiliggesprochen und 1939 zur Schutzpatronin von Italien ernannt. 1970 erhob sie Papst Paul VI. zur Kirchenlehrerin; 1999 wurde sie von Johannes Paul II. zusammen mit Edith Stein und Birgitta von Schweden zur Patronin Europas erhoben.
Die Texte der heiligen Caterina von Siena sind von tiefem Glauben, Begeisterung für das Reich Gottes und hingebungsvoller Liebe für die Kirche Christi erfüllt. Sie scheut es nicht, auch konflikt trächtige Themen aufzugreifen und wendet sich in prophetischer Weise an Menschen unterschiedlichen Lebensstandes, darunter auch an Päpste, Bischöfe und Fürsten. Die Lektüre ihrer Schriften kann auch dem nach geistlicher Vertiefung strebenden Menschen von heute eine Hilfe sein.
Das Ziel, der Nähe zu Gott, wird durch 3 Lichter symbolisiert:
Das allgemeine Licht, das die Menschen bereits besitzen, das in der allgemeinen Liebe zu ihren Mitmenschen und zu Gott lebet. Die beiden anderen Lichter können nur diejenigen erwerben, die nach Vollkommenheit streben, beide wurzeln im Vernunftlicht.
Das eine, das zweite, ist das besondere Licht, das diejenigen Menschen zuteil wird, die ihren Körper züchtigen und damit verhindern, das ihre Sinnlichkeit ihre Vernunft regiert.
Das dritte Licht ist das vollkommenste; auf dieser Stufe hat der Mensch an der göttlichen Wahrheit teil und hat Grund zur Freude an Allem.
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