Catharine Macaulay wurde als zweites von vier Kindern des Gutsbesitzers John Sawbridge of Olantigh und von dessen Frau Dorothy in der Grafschaft Kent nahe Canterbury geboren und erwarb sich im Wesentlichen durch Selbststudium eine umfassende Bildung in (auch klassischer) Literatur, Philosophie und Geschichte, mit Schwerpunkt römischer und griechischer Geschichte, was ihre republikanische Gesinnung begründete. Als überzeugte Republikanerin war sie in mehreren Reformklubs der damaligen Zeit führend, z.B. war sie mit den „Supporters of the Bill of Rights“ eng verbunden.
Ab 1774 stürzte sich Catherine Macaulay in das gesellschaftliche Leben im Kurort Bath. Der Pfarrer von St.Stephens in Walbrook, London, Dr.Thomas Wilson, schenkte ihr ein Haus („Alfred House“ in Alfred Street Nr. 2) samt Bibliothek, wo sie in ihrem „Salon“ Hof hielt. Macaulay widmete ihm den ersten Band ihrer Geschichte Englands. Wilson verewigte sie wiederum in einer Marmorstatue, auf der sie mit Feder und Buch als Muse der Geschichte dargestellt war, und stellte diese zum Ärger seiner Gemeinde in der Kirche nahe dem Altar auf.
Ihr freimütiges Auftreten provozierte allerdings auch böswillige Kommentare wie die des damaligen „Literaturpapstes“ Dr.Johnson („Sie solle lieber ihre Wangen röten als anderer Leute Seelen schwärzen“), der ihre Geschichte Englands heftig kritisierte. Bei einem Diner, das sie gab, stellte Johnson ihre republikanischen Prinzipien auf die Probe, indem er einen ihrer Diener („Footman“) zu Tisch forderte und dann über ihre Reaktion bemerkte, dass „sie ihn [Johnson] danach nie wieder mochte“.[ She has never liked me since, Boswell Life of Johnson] Johnson verschweigt Macaulays Antwort, die sie selbst aber in ihren Letters of Education gibt - sie habe die politische Gleichheit jeden Bürgers gemeint.
Die am 17. Dezember 1778 in Leicester vollzogene überraschende Heirat der 47-jährigen Macaulay mit dem damals 21-jährigen William Graham, der Bruder des bekannten schottischen Quacksalbers James Graham sowie damals Lehrlingsgehilfe eines Chirurgen war und später Geistlicher wurde, löste einen Skandal aus, der ihren Ruf in England untergrub.
Nach ihrer Heirat begann Catherine Macaulay selbst als Historikerin tätig zu werden, vornehmlich um den konservativen (Tory) Ansichten in David Humes bekannter englischer Geschichte entgegenzutreten. Ihr Werk History of England erschien 1763 bis 1783 in 8 Bänden auf über 3500 Seiten und behandelt überwiegend das 17. Jahrhundert. Es war seinerzeit sehr populär und wurde z.B. von Horace Walpole noch über David Hume gestellt. Walpole meinte zwar, dass das Werk sehr von Vorurteilen bestimmt ist (beispielsweise verabscheut sie Oliver Cromwell, obwohl er Karl I. absetzte), bescheinigt ihr aber „männliche Kraft mit der Würde eines Philosophen“.[ manly strength with the gravity of a philosopher] Aber auch persönliche Angriffe blieben nicht aus, die sogar so weit gingen, dass noch nach ihrem Tod behauptet wurde, sie wäre 1764 aus dem Lesesaal des Britischen Museum verbannt worden, da sie Manuskriptblätter entfernt hätte.[ Anschuldigung von Isaac Disraeli] Ihr verwitweter Ehemann bestritt dies 1794 aber vehement. In ihrem Geschichtswerk stützt sie sich ungewöhnlich für die Zeit stark auf Primärquellen.
Während ihre Heirat in England ihrem Ruf schadete behielt sie in Amerika aber ihre Bewunderer und hatte mit ihren republikanischen Schriften und ihrem Geschichtswerk großen Einfluss auf die führenden Persönlichkeiten der amerikanischen Revolution. Sie kritisierte die Politik der britischen Regierung im Vorfeld des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, und wurde nach der Unabhängigkeit von den Amerikanern begrüßt, als eine wichtige Fürsprecherin der Prinzipien, mit denen die Vereinigten Staaten gegründet wurden. 1785 wurde sie auf ihrer Tour durch die USA gefeiert und wohnte mit ihrem Mann 10 Tage bei George Washington in dessen Landsitz Mount Vernon. Sie korrespondierte bis zu ihrem Tod mit ihm u.a. über Verfassungsfragen.
Die 1790 veröffentlichten“ Letters of Education with Observations on Religious and Metaphysical Subjects“ (Briefe für Bildung mit Beobachtungen zu religiösen und metaphysischen Themen). Es enthält so innovative Vorschläge wie Koedukation und kommt ohne die Lektüre der Bibel aus. Sie zeigen sie als Vorläuferin von Mary Wollstonecraft, deren Traktat „A Vindication of the Rights of Woman“ (Verteidigung der Rechte der Frauen) aus dem Jahr 1792 häufig als erster bedeutender Protest gegen die Lage der Frauen betrachtet wurde. Wollstonecraft hatte die Letters of Education von Macaulay für den „Analyticial“ rezensiert und übernahm vieles aus ihnen. Während Wollstonecraft aber vorsichtiger die Erziehung der Frauen forderte, damit sie gute Mütter würden, plädierte Catherine Macaulay für Erziehung zur Erlangung gleicher Rechte wie die Männer. Die damals gern als allgemeine „Weisheit “behauptete Unterlegenheit von Frauen war für sie einzig eine Folge mangelnder Bildungsmöglichkeiten und sozialer Benachteiligung. Wollestonecraft traf ihr Vorbild zwar nie persönlich, stand aber mit Macaulay in Korrespondenz.[ Anna Clark] Beide waren darauf angewiesen, ihr Geld selbst zu verdienen und gehörten somit nicht in die ab etwa den 1770er Jahren damals als Blaustrümpfe (Bluestockings) bezeichneten Kreise literarisch ambitionierter Frauen, die überwiegend höheren gesellschaftlichen Schichten entstammten (Pat Rogers)
Catherine Macaulay schrieb eine weitere Geschichte, in Briefen, für den Zeitraum nach 1688, sowie politische Pamphlete, welche die Monarchie von Hobbes und den politischen Konservatismus Burke widerlegen. In ihren Flugblättern verteidigte sie das Recht, eine Petition einreichen zu können und sprach sich für Urheberrecht aus. Ihr philosophisches Werk, eine Abhandlung über die Unveränderlichkeit der sittlichen Wahrheit (1783), entwickelte die Lehre vom Willen, den sie als "moralische Notwendigkeit" ansieht; diese Arbeit wurde teilweise in ihren Briefen für Bildung (1790) wiedergegeben, das wiederum durch Mary Wollstonecraft, bewertet und zutiefst beeinflusst war, . (Karen Green)
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