Lucretia Marinella hinterfragte die zur dieser Zeit üblichen Argumente gegen weibliche Selbstbestimmung, stellte sich gegen das aristotelische Frauenbild und beschäftigt sich kritisch mit der Schöpfungsgeschichte. Hier verwies sie unter anderem darauf, dass die Rippe Adams, aus der Eva erschaffen wurde, deutlich wertvolleres Material sei als der Lehm, aus dem Gott Adam erschuf.
Marinellas Frauenbild ist Gegenstand von verschiedenen Untersuchungen zum Frauenbild innerhalb der Renaissance. So leitet sie z. B. die Bezeichnung für Frau vom hebräischen Isciah (hebr.: ischah), was Feuer bedeutet (hebr.: esch) ab:
“Dieser Name zeigt ein himmlisches, göttliches und unzerstörbares Feuer, dessen Natur es ist, die in unsere Körper eingeschlossenen Seelen zu vervollkommnen, sie anzuspornen und zu erleuchten, sie also an der göttlichen Vollkommenheit Anteil haben zu lassen und sie von aller irdischer Häßlichkeit fernzuhalten. Man sieht dieses himmlische Feuer im Körper des weiblichen Geschlechts strahlen […].”
Das bekannteste und vielleicht auch noch Heute
wichtigste Ihrer 14 Werke ist
The Nobility and Excellence of Women and the Defects and Vices of Men)
(Der Adel und die Exzellenz von Frauen und die Mängel und Laster der Männer)
in welchem Sie am konsequentesten den Gynozentrimus darlegt und propagiert.
Der Wert ihrer Arbeit liegt insbesondere in der impliziten Argumentation, mit der sie die vorherrschenden Vorstellungen über die Frau im Diskursrahmen ihrer Zeit kritisch befragt.
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