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SOPHIE

Lexikon der Philosophinnen

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Hildegard von Bingen

(Sybille vom Rhein)

Lebte:

1098 -1179

Nationalität:

deutsch

Fachgebiet:

Mystikerin / Gelehrte

Hildegard von Bingen

 

Hildegard von Bingen gilt als erste, aber nicht typische Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Ein umfangreicher Briefwechsel mit auch harschen Ermahnungen gegenüber selbst hochgestellten Zeitgenossen und Berichte über weite Seelsorgereisen einschließlich öffentlicher Predigttätigkeit sind erhalten geblieben. Dass dies einer Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft möglich war, lässt sich dadurch erklären, dass ihr prophetisches Selbstverständnis von ihrer Umwelt geteilt wurde. In der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige verehrt.

Die Naturheilkundige und Äbtissin Hildegard von Bingen  war  die bedeutendste deutsche Mystikerin. Ihre mystisch-prophetischen  Visionen, ihr fester Glaube, ihr vorbildliches Leben und ihr  charismatisches Auftreten machten die Posaune Gottes schon zu Lebzeiten  zu einer verehrten Volksheiligen. Auf den Menschen und die Schöpfung  eröffnen ihre Werke eine ganzheitliche Sicht, in der auf faszinierende  Weise theologische, kosmologische, naturkundliche und spirituelle  Aspekte verwoben sind. (Dr. med., phil.Heinrich Schipperges.)

Hildegard hatte im Laufe ihres Lebens zahlreiche Visionen. 1141 erlebte sie eine Erscheinung, die sie als Auftrag Gottes verstand, ihre Erfahrungen aufzuzeichnen. Über diese Erfahrung – und unsicher darüber, was sie bedeutete, wurde sie krank. In ihrer theologischen Schrift Liber Scivias (Wisse die Wege), in der ihre Visionen versammelt sind, beschreibt Hildegard ihren inneren Kampf:

„Ich aber, obgleich ich diese Dinge hörte, weigerte mich lange Zeit, sie niederzuschreiben – aus Zweifel und Missglauben und wegen der Vielfalt menschlicher Worte, nicht aus Eigensinn, sondern weil ich der Demut folgte und das so lange, bis die Geißel Gottes mich fällte und ich ins Krankenbett fiel; dann, endlich bewegt durch vielerlei Krankheit (...) gab ich meine Hand dem Schreiben anheim. Während ichs tat spürte ich (...) den tiefen Sinn der Heiligen Schrift; und ich erhob mich so selbst von der Krankheit durch die Stärke, die ich empfing und brachte dies Werk zu seinem Ende – eben so – in zehn Jahren. (...) Und ich sprach und schrieb diese Dinge nicht aus Erfindung meines Herzens oder irgend einer anderen Person, sondern durch die geheimen Mysterien Gottes, wie ich sie vernahm und empfing von den himmlischen Orten. Und wieder vernahm ich eine Stimme vom Himmel, und sie sprach zu mir: Erhebe deine Stimme und schreibe also!“

Als anerkannte Wissenschaftlerin gründete sie zwischen 1147 und 1150 schließlich das Kloster Rupertsberg auf dem Rupertsberg an der linken Seite der Nahe. Die erhaltenen Kunstgegenstände, vor allem das gold-purpurne Antependium, zeugen vom ehemaligen Reichtum Rupertsbergs.

1152 bestätigte Erzbischof Heinrich schließlich  die Überschreibung der durch Hildegards Ruf sehr umfangreich gewordenen Klostergüter. Dieser ansteigende Reichtum wirkte sich auch auf das Klosterleben aus und rief Kritik hervor. So griffen mehrere Geistliche, aber auch Leiterinnen anderer Klöster, zum Beispiel Meisterin Tengswich von Andernach, Hildegard an, weil ihre Nonnen entgegen dem monastischen Armutsgebot angeblich luxuriös lebten und nur Frauen aus adligen Familien aufgenommen wurden.

Da die Zahl der Nonnen im Rupertsberger Kloster ständig zunahm, erwarb Hildegard 1165 das Augustiner-Kloster in Eibingen und gründete dort ein Filialkloster, in das Nichtadelige eintreten konnten. Sie setzte dort eine Priorin ein und behielt sich die Äbtissinnenwürde vor.

Wegen ihres Glaubens und ihrer Lebensart wurde sie für viele Menschen zur Wegweiserin. Schon zu ihren Lebzeiten nannten viele sie eine Heilige. Hildegard begründete diese Auffassung, indem sie sich für ihre theologischen und philosophischen Aussagen immer wieder auf Visionen berief. Damit sicherte sie ihre Lehren gegen die Lehrmeinung ab, dass Frauen aus eigener Kraft nicht zu theologischen Kenntnissen in der Lage seien. Sie selbst bezeichnete sich als „ungebildet“.

Vor allem sind es die drei theologischen Werke, die ihren damaligen Ruhm begründeten. Ihr Hauptwerk

Scivias („Wisse die Wege“)

ist eine Glaubenslehre, in der Weltbild und Menschenbild untrennbar mit dem Gottesbild verwoben sind. Die philosophisch-theologische Gesamtschau, die in allen wesentlichen Punkten der damaligen offiziellen Kirchenlehre entspricht, wird in 26 Visionen dargestellt. Das zweite Visionswerk

Liber Vitae Meritorum („Buch der Lebensverdienste“)

 könnte man als visionäre Ethik beschreiben. In ihm werden 35 Laster und Tugenden gegenübergestellt. Das dritte Buch

Liber Divinorum Operum  (Das Buch vom Wirken Gottes)

 ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele, Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung des Menschen gestellt sind. Damit schuf sie auch eine frühe Form des Homo signorum.

Als Äbtissin hatte sie sich um die Nonnen zu kümmern, nicht nur als Vorsteherin, sondern auch als Seelsorgerin. Hildegard hatte aber nicht nur für ihre Nonnen ein offenes Ohr. Scharen von Menschen strömten zu ihr, um Ratschläge, vor allem für die körperlichen Gebrechen, zu erhalten.

In den Niederschriften wird Hildegard hauptsächlich als ,,Heilerin" erwähnt. Mit dem Glauben an die Viriditas und der Verordnung von Naturheilmitteln und der ,,vernünftigen Lebensweise" gelang es ihr auch, Kranke tatsächlich zu heilen.

Zwischen 1120 und 1160 arbeitete Hildegard an ihrer Enzyklopädie der Naturgeschichte

Liber Simplicis Medicinae secundum creationem

auch Heilkraft der Natur, "Physica" genannt

(Das Buch von dem inneren Wesen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe)

Schott brachte es 1533 in Straßburg heraus und nannte es “Physica” . Es war ihr wissenschaftlichstes Werke und wurde als Lehrbuch an der Medizinschule von Montpellier verwendet. “Physica” und ihr späteres medizinisches Buch

Causae et Curae

(Ursprung und Behandlung der Krankheiten  oder Buch der zusammengesetzten Heilmittel, über Zeichen und Heilung der Kranken)

war wie andere mittelalterliche Abhandlungen über naturwissenschaftliche Themen in Bücher und Kapitel unterteilt und in einem direkten Stil geschrieben. Hildegard beschrieb insgesamt 300 Pflanzenarten. Bei den Tieren behandelt sie Vögel, Insekten, Säugetiere und auch Würmer und die in Rhein und Nahe vorkommenden Fische.

Ihr Gottes und Menschenbild sowie ihr Makrokosmos in Form des Universums und ihr Mikrokosmos in Form des menschlichen Körpers sind auch philosophisch von Belang.

Die unter dem Namen Symphonia armonie celestium revelationum („Symphonie der Harmonie der himmlischen Erscheinungen“) überlieferte Sammlung geistlicher Lieder der Hildegard von Bingen enthält 77 liturgische Gesänge mit Melodien in diasthematischer Neumennotation sowie das in Text und musikalischer Notation erhaltene liturgische Drama (Geistliches Spiel) ordo virtutum,

Das Spektrum der Gesänge umfasst Antiphonen, Responsorien, Hymnen, Sequenzen, ein Kurie, ein Alleluja sowie zwei Symphoniae.

Der sogenannte Riesencodex, früher auch ”Codex mit der Kette” genannt, ist das zentrale Vermächtnis Hildegards von Bingen.  Nicht nur der für eine mittelalterliche Handschrift sehr ungewöhnliche  enorme Umfang (481 Blätter, 460 x 300 mm, Gewicht ca. 15 kg) haben ihn  im Lauf der Jahrhunderte regelrecht zu einer Reliquie und Ikone ihres  Geistes (Embach S. 57) werden lassen. Grund dafür ist auch die für das  Mittelalter ebenfalls ungewöhnliche, dem Codex zugrunde liegende Idee  einer enzyklopädisch geordneten Gesamtausgabe der Schriften  Hildegards. Er wird heute in der Landesbibliothek in Wiesbaden aufbewahrt. 

“Ein Wind bließ von einem hohen Berg und brachte mit seinem Wehen eine kleine Feder in Bewegung, die aus sich selbst heraus keinerlei Fähigkeit zum Fliegen besaß, sondern diese nur durch den Wind empfing. Zweifellos veranlasste dies der allmächtige Gott, um zu zeigen, was er durch ein Wesen, das sich von sich aus nicht das geringste Zutrauen würde, zu wirken vermag.”

 

Hildegard von Bingen wird am 10. Mai 2012 Heilig gesprochen!  

Am 7. Oktober 2012 wurde sie zur Kirchenlehrerin erhoben.

 

 

Hildegard von Bingen  1

 

bingenhildeg1

 

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Hildegard Liest und schreibt 250

 

Bingen Weltall-Darstellung

 

Bingen Liber Vitae Meritorum

 

Binge_Homo signorum_Vision Rot

 

Hildegarde Heilkunde 2

 

Bingen-Binger Rochuskapelle 250

 

“Himmlisches Glück wenn ich mit offenen Augen betrachte,

was Du, mein Gott geschaffen hast,

besitze ich hier schon den Himmel.”

 

„Ohne die Frau könnte der Mann nicht Mann heißen, ohne Mann könnte die Frau nicht Frau genannt werden.“

 

“Der Herr will nicht, dass wir unseren Leib zerstören.”

 

„Der Mensch sollte alle seine Werke zunächst einmal in seinem Herzen erwägen, bevor er sie ausführt.“

 

„Es ist unser göttliches Recht,

dass wir über uns selbst bestimmen.“

 

Bingen_litterae_ignotae
Lingua Ignotae

Mittelalterliche Ornamente 35 x3 D-40

 

Begriffe:

Homo signorum

Viriditas

Lingua Ignotae

Bücher:

Bücher-Sammlung

Film:

Film-Sammlung

Modelle:

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WEB-Links:

Wikipedia (deutsch)

Wikipedia (englisch)

Land der Hildegard

Int. Gesellschaft H.v. Bingen

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