Herrad von Landsberg war in der Zeit von 1167 bis 1195 Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg und erlangte große Berühmtheit als Autorin und Illustratorin des
Hortus Deliciarum
(Garten der Wonnen oder Köstlichkeiten).
Der Hortus Deliciarum, der das geistliche und profane Wissen des Hochmittelalters für die Klosterschwestern des Hohenburger Klosters in lateinischer Sprache zusammenfasste und ist
die erste nachweislich von einer Frau verfasste Enzyklopädie.
Das mit 350 Miniaturen illustrierte enzyklopädische Werk in lateinischer Sprache fasst das theologische und profane Wissen der damaligen Zeit zur Belehrung der Klosterfrauen zusammen. Viele von den Miniaturen sind symbolische Darstellungen über theologische, philosophische und literarische Themen, einige sind historisch, einige stellen Szenen aus der aktuellen Erfahrung der Künstler dar und andere sind eine Sammlung von Porträts ihrer Schwestern in der religiösen Klostergemeinschaft.
So zeigt das septem artes liberales (Die Sieben Freien Künste) traditionell die einem freien Mann ziemende Bildung Die Freien Künste waren so bezeichnet, um sie gegenüber den praktischen Künsten (Artes mechanicae) als höherrangig zu bewerten. Seneca schreibt in seinem 88. Brief: Quare liberalia studia dicta sunt vides: quia homine libero digna sunt (Du siehst, warum die freien Künste so genannt werden: weil sie eines freien Mannes würdig sind). Als freier Mann galt, wer nicht zum Broterwerb arbeiten musste. Somit konnten nur solche Beschäftigungen würdig sein, die keine Verbindung mit Erwerbstätigkeit hatten.[1] Man unterschied bei den Freien Künsten das Trivium (Dreiweg) der sprachlich und logisch-argumentativ ausgerichteten Fächer, die die Voraussetzung für jede Beschäftigung mit der (lateinischen) Wissenschaft bilden, und das weiterführende Quadrivium (Vierweg) der mathematischen Fächer.
Das Original ist 1870 bei der Belagerung von Straßburg (wo es seit 1723 deponiert war) während des Deutsch-Französischen Krieges verbrannt; nur Nachzeichnungen (darunter ein mittlerweile nahezu genauso wertvolles Faksimile von 1818) sind erhalten geblieben. Beginnend mit der Natur und der Eigenschaften Gottes, der Erschaffung der Engel und dem Sturz Luzivers schließt die Darstellung des Zodiakus und der Ablauf der Zeit an und stellt den Menschen als Makrokosmos inmitten der vier Elemente dar.
An der sieben-Planeten-Lehre, dargestellt im Nimbus des soeben erschaffenen Menschen, zeigt sich die Differgenz des mittelalterlichen Symbol-Denkens und unseren heutigen rational-logischen naturwissenschaftlich gestützten Weltbildes.
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