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SOPHIE

Lexikon der Philosophinnen

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Vittoria Colonna

Noblewoman Vittoria Colonna 250

Portrait Of A Noblewoman,  Florentinische Schule

Lebte:

1492 - 1547

Nationalität:

italienisch

Fachgebiet:

Dichterin / Humanistin /

neu-platonisches  Denken 

Vittoria Colonna del Piombo 250

Sebastiano del Piombo (1520-25)  Barcellona-Museu Nacional deArt de Catalunya

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vittoria Colonna del Piombo  250

Sebastiano del Piombo  ca 1520

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vittoria Colonna-Muziano 250

Porträt von Girolamo Muziano, Rom-Galleria Colonna

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pieta für Vittoria_Colonna 1540 M-Buonarroti 240

Pieta für Vittoria_Colonna

1540 Michelangelo Buonarroti Isabella Stewart Gardner Museum, Boston

 

 

 

 

 

 

 

 

Vittoria Colonna Kreidezeichnung 1550 Michelangelo 240

Vittoria Colonna Kreidezeichnung 1550 Michelangelo Buonarroti

 im British Museum London

 

 

Vittoria Colonna wurde/wird als das weibliche Genie der italienischen Renaissance bezeichnet.

Mit Ihrem unwiderstehlichen Drang, korrigierte, konkurrierte spornte,  reicherte, ergänzte Sie zeitgenössische Dichter,  Philosophen, Theologen, und alle männlichen literarischen, philosophischen,  theologischen Lehrsätze Ihrer Zeit, welche Ihre Aufmerksamkeit erregten, und forderte das  männliche abstrahierende Denken aus der Sicht einer Frau, die der  Fülle des Lebens verpflichtet war heraus.

(Maria Musiol)

 

Ihre Mutter Agnese von Montefeltro stammte aus dem Geschlecht der Herzöge von Urbino. Urbino war ein bedeutendes Zentrum der humanistischen Kultur. Da Agnese für ihre Liebe zur Literatur und bildenden Kunst bekannt war und  Fabrizio kulturelle und wissenschaftliche Interessen hatte, ist  anzunehmen, dass Vittoria in einer geistig anregenden Atmosphäre  aufwuchs.

 

Bei ihren Zeitgenossen fand Vittoria ein außerordentliches Maß an  Bewunderung und Verehrung, die sich sowohl auf ihren Charakter als auch  auf ihre Bildung und Schönheit bezog. Schon in ihren Ehejahren bildete  sich um sie ein Kreis von Literaten, von denen sie in Gedichten  verherrlicht wurde (darunter Girolamo Britonio, Pietro Gravina, Scipione Capece, Marcantonio Minturno und Galeazzo di Tarsia).

 

Die  prominentesten unter den Dichtern, die schon damals mit ihr Freundschaft schlossen, waren Jacopo Sannazaro und Francesco Berni. Giovanni Berardino Fuscano pries sie in seinen Stanze sopra le bellezze di Napoli als schönste unter den Schönheiten.

 In einer freundschaftlichen Beziehung stand sie auch zu Baldassare Castiglione, der ihr 1524 das Manuskript seines Cortegiano zur Beurteilung Überließ. Ein enger Freund Vittorias war der päpstliche Sekretär Gian Matteo Giberti.

 

Nach dem Tod ihres Gatten traten weitere  Literaten in Vittorias Umkreis und begeisterten sich für sie, darunter Claudio Tolomei, Bernardino Rota, Angelo di Costanzo, Bernardo Tasso, Bernardino Martirano, Gian Giorgio Trissino und Marcantonio Epicuro.[5]Tizian malte 1531 auf Veranlassung Vittorias eine Maria Magdalena. Weitere prominente Freunde Vittorias waren Ludovico Ariosto, der ihre Dichtkunst in seinem Epos Orlando furioso als einzigartig pries, Marcantonio Flaminio, der sie in lateinischen Gedichten verherrlichte, und Kardinal Pietro Bembo, der sich enthusiastisch über ihre Sonette äußerte.

 

Während humanistisch gesinnte Dichter ihr weiterhin im Stil heiterer, galanter Verehrung huldigten, begann sie, sich als Witwe mit wachsender Leidenschaft religiösen Anliegen zu widmen. In der Spiritualität, die  sie nun entwickelte, spielten neuplatonische Impulse eine wesentliche Rolle.[7]

 

Sie schloss sich einer religiösen Strömung im Katholizismus an, deren Ziele mit denen der beginnenden Reformation teilweise übereinstimmten. Der Initiator dieser Bestrebungen war der Humanist Juan de Valdäs, der Vittoria tief beeindruckte und ihre neue Ausrichtung maßgeblich  beeinflusste. Das Anliegen dieser Kreise war eine vertiefte  Innerlichkeit des religiösen Lebens; damit verband sich oft eine  Distanzierung von konventionellen Gepflogenheiten und der  veräußerlichten Praxis der rituellen Gebräuche. Der Einhaltung von  Formalitäten wurde das Erfordernis einer persönlichen Beziehung zu Gott  entgegengehalten.

 

Ein Kerngedanke war dabei die Idee, für die Erlösung des Menschen sei die Gnade als freies Geschenk ausschlaggebend; Verdienste, die er sich  durch seine Handlungen zu erwerben glaubt, seien unwesentlich. Gute  Werke und schon der Wunsch, sie zu verrichten, seien keine Verdienste  des Menschen, sondern selbst schon der Gnade zu verdanken, also deren  Folge und nicht Ursache. Diese Betonung der Gnade führte bei Vittorias  Freunden und auch bei ihr selbst zu Formulierungen, die eine mehr oder  weniger ausgeprägte Nähe zu Martin Luthers Konzept Sola gratia erkennen ließen. Durch ihre Sympathie für solches Gedankengut und für  prominente Theologen, die es mehr oder weniger deutlich vertraten,  geriet Vittoria im einsetzenden Kampf zwischen Katholizismus und  Reformation zwischen die Fronten, obwohl kein Zweifel daran bestand,  dass sie sich bis zu ihrem Lebensende als Katholikin betrachtete.[8]

 

Besonders scharf trat dieses Konfliktpotenzial in der Kontroverse um ihren Freund Bernardino Ochino zutage, dessen begeisterte Anhängerin sie war. Ochino war Ordensgeneral der Kapuziner und ein berühmter, aber umstrittener Prediger, der von seinen Gegnern der Häresie verdächtigt wurde. Vittoria setzte sich in eindringlichen Briefen mit  großem Nachdruck für ihn ein. Später floh er aus Italien, brach mit der  katholischen Kirche und vertrat offen eine reformierte Theologie,  wodurch Vittoria kompromittiert wurde. Ein anderer Freund Vittorias, Pietro Carnesecchi, stand ebenfalls im Verdacht der Ketzerei; später, lange nach ihrem Tod, wurde er der Inquisition ausgeliefert und hingerichtet. Aber auch im  Kollegium der Kardinäle hatte sie Freunde, die ihren spirituellen  Anliegen Verständnis entgegenbrachten, darunter insbesondere Gasparo Contarini, Jacopo Sadoleto und Reginald Pole. Eine gleichgesinnte Freundin und Mitstreiterin fand sie in der Königin von Navarra Margarete von Angoulume.

 

Sehr intensiv war Vittorias 1538 beginnende Freundschaft mit Michelangelo, der sie in einigen Gedichten im Stil ihrer galanten humanistischen  Verehrer verherrlichte, wobei er besonders ihre Schönheit  überschwänglich pries.

 

Die letzten Lebensjahre Vittorias wurden durch die zunehmende religiöse  Intoleranz verdunkelt. Die 1542 von Papst Paul III. eingerichtete  Römische Inquisition, die das Vordringen des Protestantismus in Italien verhindern sollte, wandte sich gegen einen zentralen Teil  ihrer religiösen Gedankenwelt, die Gnadenlehre. Die nun definitiv als  häretisch geltenden Ideen durfte sie fortan nicht mehr vertreten.

 

Vittorias poetische Aktivität setzte spätestens 1512 ein; aus diesem  Jahr stammt ihr ältestes erhalten gebliebenes Gedicht. Von ihren  Dichtungen ist ein erheblicher Teil von über 100 Sonette und Kanzonen dem Andenken ihres Gatten gewidmet, dessen Persönlichkeit sie idealisierend darstellt.

 

Der Einfluss Petrarcas macht sich in Vittorias poetischem Werk formal und inhaltlich stark bemerkbar (Petrarkismus). Ein grundlegender Unterschied zu Petrarcas Haltung besteht jedoch  darin, dass Vittoria niemals die irdische Liebe als solche bereut oder  als Irrtum betrachtet. Vielmehr wertet sie das, was sie in der Ehe  erlebt hat, grundsätzlich positiv, denn sie sieht darin in  neuplatonischem Sinne die Voraussetzung und den Ausgangspunkt für das,  was sie durch die Vergöttlichung der Liebe zu erlangen hofft. Als Fehler betrachtet sie nur ihr fortgesetztes Festhalten an der Trauer über den  Verlust des Vergänglichen, nachdem der Tod des geliebten Mannes dieser  Art des Erlebens von Liebe ein Ende gesetzt hat.

 

Andererseits kennt und beherrscht Vittoria aber auch den  petrarkistischen Liebesdiskurs, der die widersprüchlichen  Gefühlsregungen (contrari affetti) im erotischen Erleben darstellt und problematisiert. Dies zeigt sich unter anderem in ihrer Cento-Dichtung, in der sie unterschiedlichen Gedichten Petrarcas Textstellen entnimmt, die sie zu einer neuen Einheit verbindet.

 

 

renaissance-ornament-41

Renaissance Domfassade Napoli 1

Begriff:

häretisch (Häresie)

Buch:

Bücher-Sammlung

Bilder:

Bilder-Sammlung

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WEB-Links:

Wikipedia (deutsch)

Wikipedia (englisch)

Wikipedia (italienisch)

Female Genius

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