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SOPHIE

Lexikon der Philosophinnen

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Marguerite Porete

Lebte:

1255 - 1310

Nationalität:

französisch

Fachgebiet:

Mystikerin

Margarete Porete 2

 

Über das Leben Margaretas ist wenig bekannt. Aus ihrem Bildungsstand lässt sich erschließen, dass sie der Oberschicht entstammte.

 

Sie hatte sich zu einem unbekannten Zeitpunkt der Beginenbewegung angeschlossen, einer emanzipatorischen religiösen Lebensform, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beinahe gleichzeitig an verschiedenen Orten Europas entstanden war.

 

Am 11. April 1310 wurde sie in der Kirche Saint-Mathurin zu Paris von 21 Theologen als Häretikerin verurteilt. Insgesamt fünfzehn Sätze ihrer Schrift, die aus dem Zusammenhang gerissen, häretisch klangen, hatten die Grundlage gebildet für die Verurteilung Margaretas, die sich selbst weigerte, Kommentare abzugeben oder zu widerrufen.

 

Am 1. Juni 1310, dem Pfingstmontag, wurde sie, nachdem sie als rückfällige Ketzerin (relapsa) am 30. Mai den weltlichen Behörden übergeben worden war, auf dem Place de Gèrve in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

 

Marguerites berühmtes Werk

 

Mirouer des simples Ames  (Spiegel der einfachen Seele)

 

entstand vor 1296.

 

Der Spiegel der einfachen Seelen, die nur im Wunsch und in der Sehnsucht nach Liebe verharren (Mirouer des simples Ames aneanties et qui seulement demourent en Desir et Vouloir d'Amour) wurde in Altfranzösisch verfasst. Es fand nach dem Tod Margaretas weite Verbreitung, wurde ins Lateinische und später in vier weitere Sprachen übersetzt.

 

Die Schrift ist ein Lehrbuch der Liebesmystik, aufgebaut in der Form eines Dialogs, das den Weg der Seele über sieben Stufen zur Vollkommenheit beschreibt. Unter Leitung der göttlichen Liebe gelangt die Seele als Schülerin der Gottheit vom Tal der Demut über die Ebene der Wahrheit auf den Berg der Minne zur vollkommenen Vereinigung mit Gott in der Liebe, die vollkommene Freiheit bedeutet.

 

Insbesondere diese Vorstellung von Freiheit wurde von den Vertretern der Kirche als unmoralisch gedeutet,  verurteilt und in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Margaretas Denken kreist um den Aufstieg der Seele zu Gott. Sie  betrachtet den Aufstieg als Rückkehr in einen Ursprungszustand, in dem  sich die Seele ursprünglich befand, bevor sie sich von Gott trennte.

 

Auffallend ist die große Nähe von Margaretas theologischen Positionen zu denen von Meister Eckhart, der ihr Zeitgenosse war. Beispielsweise existiert die Seele bei Margareta wegen ihrer  Wesensgleichheit mit Gott ewig, ist also nicht in der Zeit geschaffen;  dies entspricht Eckharts Lehre von der Ewigkeit des Seelengrundes.

 

Im “Spiegel der einfachen Seelen” ist fast auf jeder Seite von der Vernunft die Rede. Scharf geht Porete mit ihr ins Gericht:

 

Marguerite Porete 02

 

Marguerite Porete 08

 

Marguerite Porete Tod

 

Marguerite Porete-Hans_Memling_010

Hans Memling, ca. 1470

 

“Die Vernunft begreife nur das Grobe und lasse das Subtile beiseite, wer ihr gehorche, lebe in Sklaverei” (S. 25).

“Die Vernunft sei unfrei und von sich selbst eingenommen. Mit dem, was ihre Anhänger lehren, wisse selbst ein Esel nichts anzufangen” (S. 129f).

“Keiner (kommt) zu einem tiefen Fundament noch auch zu einem hohen Gebäude…, wenn er nicht mit der Schärfe des kraftvollen natürlichen Sinnes und durch die Feinheit des Lichtes der geistigen Einsicht dazu gelangt.” (S. 42).

 

Marguerite Porete 250

Mittelalterliche Ornamente 414 x2 D-40

 

Begriffe:

Beginen und Begarden

Häresie

Buch:

Spiegel der einfachen Seelen

Filme:

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Modell:

Weg der Liebe

WEB-Links:

Wikipedia (deutsch)

Wikipedia (englisch)

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