Über das Leben Margaretas ist wenig bekannt. Aus ihrem Bildungsstand lässt sich erschließen, dass sie der Oberschicht entstammte.
Sie hatte sich zu einem unbekannten Zeitpunkt der Beginenbewegung angeschlossen, einer emanzipatorischen religiösen Lebensform, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beinahe gleichzeitig an verschiedenen Orten Europas entstanden war.
Am 11. April 1310 wurde sie in der Kirche Saint-Mathurin zu Paris von 21 Theologen als Häretikerin verurteilt. Insgesamt fünfzehn Sätze ihrer Schrift, die aus dem Zusammenhang gerissen, häretisch klangen, hatten die Grundlage gebildet für die Verurteilung Margaretas, die sich selbst weigerte, Kommentare abzugeben oder zu widerrufen.
Am 1. Juni 1310, dem Pfingstmontag, wurde sie, nachdem sie als rückfällige Ketzerin (relapsa) am 30. Mai den weltlichen Behörden übergeben worden war, auf dem Place de Gèrve in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Marguerites berühmtes Werk
Mirouer des simples Ames (Spiegel der einfachen Seele)
entstand vor 1296.
Der Spiegel der einfachen Seelen, die nur im Wunsch und in der Sehnsucht nach Liebe verharren (Mirouer des simples Ames aneanties et qui seulement demourent en Desir et Vouloir d'Amour) wurde in Altfranzösisch verfasst. Es fand nach dem Tod Margaretas weite Verbreitung, wurde ins Lateinische und später in vier weitere Sprachen übersetzt.
Die Schrift ist ein Lehrbuch der Liebesmystik, aufgebaut in der Form eines Dialogs, das den Weg der Seele über sieben Stufen zur Vollkommenheit beschreibt. Unter Leitung der göttlichen Liebe gelangt die Seele als Schülerin der Gottheit vom Tal der Demut über die Ebene der Wahrheit auf den Berg der Minne zur vollkommenen Vereinigung mit Gott in der Liebe, die vollkommene Freiheit bedeutet.
Insbesondere diese Vorstellung von Freiheit wurde von den Vertretern der Kirche als unmoralisch gedeutet, verurteilt und in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Margaretas Denken kreist um den Aufstieg der Seele zu Gott. Sie betrachtet den Aufstieg als Rückkehr in einen Ursprungszustand, in dem sich die Seele ursprünglich befand, bevor sie sich von Gott trennte.
Auffallend ist die große Nähe von Margaretas theologischen Positionen zu denen von Meister Eckhart, der ihr Zeitgenosse war. Beispielsweise existiert die Seele bei Margareta wegen ihrer Wesensgleichheit mit Gott ewig, ist also nicht in der Zeit geschaffen; dies entspricht Eckharts Lehre von der Ewigkeit des Seelengrundes.
Im “Spiegel der einfachen Seelen” ist fast auf jeder Seite von der Vernunft die Rede. Scharf geht Porete mit ihr ins Gericht:
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