Madeleine de Scudéry kam über Ihren Bruder Georges zunächst als seine Juniorpartnerin, zum Schreiben: Gemeinsam, allerdings wohl mit abnehmendem Anteil seinerseits, der sich vor allem als Dramatiker betätigte, verfassten sie den Roman Ibrahim, ou l'Illustre Bassa (4 Bde, 1641). Über Georges auch erhielt sie Zugang zur Pariser Salonkultur und ihrer zentralen Persönlichkeit, der Marquise de Rambouillet. Später zählte sie zum Kreis um den großen Mäzen der 1650er Jahre, Finanzminister Nicolas Fouquet.
Madeleine de Scudérys literarischer Durchbruch – allerdings immer noch unter dem Namen des Bruders – wurden die pseudohistorischen Romane Artamène ou le Grand Cyrus (1649–53) und Clélie, histoire romaine (1654–60), die heute als Höhepunkte des barocken heroisch-galanten Romans gelten und sie zur prototypischen Autorin der sogenannten Preziosität machten, einer überwiegend von adeligen Damen, aber auch einigen Herren und kleinadeligen sowie bürgerlichen Intellektuellen praktizierten Lebens- und Sprechweise von äußerster, oft übersteigerter Kultiviertheit. Beide Romane sind jeweils zehnbändige Werke mit locker strukturierter Haupthandlung und vielen Einschüben, wobei es zentral um drei Dinge geht: die allen Schicksalsschlägen trotzende heroisch-tugendhafte Liebe hochstehender Damen, Kriegs- und Heldentaten der sie liebenden Herren und geistreich-galante Konversationen der Damen und Herren über das Thema Liebe. Sprichwörtlich geworden ist die Carte de Tendre aus Clélie, eine allegorische Landkarte des Reiches der Liebe, wo die Leidenschaft gebändigt und in eine Sympathie der Seelen überführt ist.
Nachdem Mlle de Scudéry sich aus dem Schatten ihres Bruders herausgearbeitet hatte und dieser überdies nach Ende der „Fronde“ (1652) aus Paris in die Normandie verbannt worden war, schuf sie sich mit den Samedis ("Samstagsempfängen") ihren eigenen Salon. Hier ließ sie sich als „neue Sappho“ (Scudérys Salonname) umschwärmen, empfing fast alle wichtigen Autoren der Zeit, aber auch Angehörige der besseren Gesellschaft und trat, in bescheidenerem Umfang, die Nachfolge der Marquise de Rambouillet an, zu deren Programm es gehört hatte, die in 150 Jahren Krieg verrohten adeligen Männer zu gewählt parlierenden, diskret flirtenden und bei Bedarf auch lyrisch dilettierenden Kavalieren zu erziehen.
Die weiteren Romane, die Mlle de Scudéry, nunmehr übrigens unter eigenem Namen, verfasste, waren der neuen Mode folgend deutlich kürzer und realistischer, blieben aber weniger erfolgreich.
Madeleine de Scudéry komponierte in Ihren Romanen eine Reihe von Dialogen, die sich mit philosophischen Fragen, vor allem ethischen, beschäftigen. Im Fokus ihrer Dialoge untersucht Sie die Tugenden und Laster der aristokratischen Gesellschaft Ihrer Zeit.
Mit Ihren Fragen zur Moralpsychologie erforscht Sie insbesondere das Zusammenspiel von Temperament und freien Willen.
Auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie, analysiert Scudéry das Problem der Sicherheit und Selbsterkenntnis.
Theologisch, verteidigt sie kosmologische Argumente und zeigt die Existenz Gottes.
Ihre ästhetische Theorie stimmt sowohl der mimetischen These von der Kunst als Nachahmung der Natur zu, als auch das die Individualität der künstlerischen Wahrnehmung Aufmerksamkeit erhält. In ihrem philosophischen Spekulationen betont und analysiert Scudéry insbesondere Fragen zum Verhältnis der philosophischen Theorien zur derzeitigen Situation der Frauen. (John Conley)
Um 1670 war sie einen Augenblick lang Anwärterin für einen Sitz in der Académie française (die so vielleicht schon damals ihren Charakter als bloßer Männerclub verloren hätte). Sie erhielt dann aber nur den ersten von der Académie vergebenen „Beredsamkeitspreis“ (prix d'éloquence, 1671).
Madeleine de Scudéry ist Protagonistin von E.T.A. Hoffmanns Kriminalnovelle Das Fräulein von Scuderi (1819/21).
Sie erreichte das für damalige Verhältnisse sehr hohe Alter von 93 Jahren.
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